Textschnipsel aus: (Ver)Wunschbaum

Ganz in seine Gedanken versunken rannte Ruben direkt in einen anderen Passanten hinein. Nur dessen fester Griff verhinderte, dass er stürzte.
»Oh, tut … mir leid«, stammelte er peinlich berührt, richtete sich auf und sah hoch. Oha. Der Mann, der da vor ihm stand und ihn mit finsteren Blicken bedachte, wirkte wie der Prototyp eines Helden aus einem Fantasyepos. Hoch gewachsen – bestimmt einen halben Kopf größer als Ruben – schlank gebaut und mit sehnigen Muskeln ausgestattet, die sich deutlich unter dem Stoff seines Hemdes abmalten. Er besaß ein kantiges Kinn, hohe Wangenknochen, schokoladenbraune Haare und haselnussfarbene Augen. Wenn der harte Griff an seinem Arm nicht gewesen wäre, hätte Ruben geglaubt, dass er träumte.
»Passen Sie beim nächsten Mal gefälligst auf, wohin Sie laufen!«
Okay, der Typ sah zwar toll aus, schien charakterlich aber eher zu der Sorte unsozialer Waldschrat zu gehören. Schade. Ruben riss sich empört los. »Ich habe mich entschuldigt und es ist nichts passiert. Sie brauchen mich also nicht so anzublaffen.«
»Ach? Dafür, dass Sie mich fast über den Haufen gerannt haben, war ich noch sehr höflich!«
Ruben musterte kurz die Statur des Fremden und zog die Augenbrauen hoch. »Um Sie umwerfen zu können, müsste ich mehr ins Fitnessstudio gehen, als ich es tue. Wie auch immer … Ich habe keine Lust auf Streit, also danke, dass Sie mich vor einem Sturz bewahrt haben. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.« Damit wandte Ruben sich ab und eilte mit langen Schritten davon. Was für ein Vollpfosten! Aber er hatte echt schöne Augen …

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