Unterhaltung versus Realität in (Liebes) Romanen

Die meisten Leser und Leserinnen kaufen sich Bücher, um unterhalten zu werden und sich entspannen zu können. Stichwort: Leichte Lektüre. Aber was bedeutet das eigentlich? Dürfen in diesen Romanen also keine zeitgenössischen oder ernsten Themen behandelt werden, weil das dann eben keine reine Unterhaltung mehr ist? Nach einigen Rezensionen, die ich vor allem zu einigen Kurzgeschichten aber auch zu meiner Reihe „Soulanimals“ erhalten habe, stellt das für einige Leser und Leserinnen scheinbar tatsächlich ein Problem dar. Viele meiner Romane sind Genre übergreifend, das heißt, dass ich verschiedene Genres miteinander verknüpfe. Liebesroman mit Fantasy (Romantasy), Thriller oder Drama zum Beispiel. Fast immer aber besteht ein Bezug zu aktuellen Themen unserer Zeit. Ich sehe mich als Autorin nicht von der Realität losgelöst, ebensowenig meine Romane.

Es gibt nunmal Themen, die mir ganz persönlich am Herzen liegen. Teils, weil ich selbst damit konfrontiert worden bin, teils aber auch, um meinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen und Lesern einen Denkanstoß zu geben, ohne zu moralisieren. Eine Gratwanderung. Ob Rassismus, Homofeindlichkeit, Tierquälerei oder Klimawandel: Mehr oder weniger findet man diese Themen in meinen Romanen wieder. Da meine Protagonisten Männer aus dem queeren Spektrum sind, dominieren natürlich ihre Probleme, die sie in unserer Gesellschaft haben. Jetzt wird sogenannte „Gay-Literatur“ leider immer noch allzuhäufig auf die sexuelle Komponente reduziert. Zwei heiße Kerle begegnen sich und hüpfen schnellstmöglich und oft miteinander in die Kiste. Eine Prise Konflikt dazu und fertig ist der Unterhaltungsroman für die enstprechende Leserschaft. Dass sich diese Art Romane gut verkaufen, zeigen die Bestsellerlisten von Amazon.

Stört mich das? Ja und nein. Jeder Roman – sofern er Gewalt, Rassismus und Ähnliches nicht verherrlicht – hat seine Berechtigung und findet seine Leser. Nur: Meine Bücher fallen nicht darunter. Mein Fokus ist ein gänzlich anderer. Zwar spielt die Liebe auch eine große Rolle, doch auch hier versuche ich, nicht das „Übliche“ zu schreiben, sprich: Zwei Menschen begegnen sich, verlieben sich sofort oder auch erst später ineinander, gefolgt von meistens einem Konflikt, der zur Trennung führt mit anschließender Versöhnung, und das jeweilige Paar reitet in den sprichwörtlichen Sonnenuntergang. Im Prinzip kann man Liebesromane, gleich ob queer oder hetero, auf diesen Handlungsfaden runterbrechen. Das fand ich schon immer ausgesprochen öde, weswegen ich weder Romane noch Filme dieser Art konsumiere.

Erstaunlich fand ich es auch, dass es kaum – bei deutschen Autor*innnen so gut wie gar nicht – Romane gab, in denen die Pandemie wenigstens erwähnt wurde. Eine Ausnahme ist der Roman der amerikanischen Autorn L. A. Witt, Titel: Bis die Welt zum Stillstand kommt. Aber sonst? Nada. Absolute Funkstille. Als wäre es ein Fluch, ein solches Thema in der Unterhaltungsliteratur zu thematisieren. Realitätsflucht? Angst vor Einbußen der Einnahmen? Die Furcht, sich seinen Stammleserkreis zu vergraulen? Keine Ahnung, wobei man tatsächlich mit Reaktionen klarkommen muss, die einem unter die Haut gehen. Ich bekam schon Hass-Mails, weil ich über Rassismus geschrieben habe. Oder Rezensenten, die mich als Arschloch bezeichnet haben, inklusive 1-Sterne-Bewertungen. Also ja, damit muss man offenbar rechnen.

Ich denke, als Autor*in sieht man Literatur ohnehin mit anderen Augen als reine Leser*innen. Man liest Bücher- auch Romane – einfach anders, kritischer, womit ich nicht krampfhafte Fehlersuche oder Rosinenpicken meine. Nicht selten ertappe ich mich dabei, dass ich gedanklich einen Satz umformuliere oder eine Szene in meinem Kopf anders gestalte. Und: ich lese immer seltener Romane. Schon aus Zeitgründen, weil ich viel Recherchematerial zu meinen – vor allem den historischen – Romanen lese und Dokumentationen anschaue. Im Schnitt vielleicht nur noch ein Buch pro Monat. das hat auch damit zu tun, dass bestimmte Genres sich totlaufen (Für meinen Lesegeschmack). Beispielsweise Gestaltwandler-Romane. Das ist nur noch Schablone, die verwendet wird, bis ein neuer Trend kommt. Massenware. Nicht mein Ding, egal, ob sich damit Geld verdienen lässt oder nicht.

So, genug gerantet für heute. Was ist eure Meinung zu dem Thema? Wie viel Realität veträgt eurer Ansicht nach ein Unterhaltungsroman? Was sind für euch absolute No-Go-Themen?

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